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Julius Naeher
Von Stadtwiki
Julius Ernst Naeher (* 1. April 1824 in Pforzheim; † 18. Februar 1911 in Tolkewitz bei Dresden) war ein Ingenieur, Altertumsforscher und Fachpublizist.
Inhaltsverzeichnis |
Familie
Julius Naeher wurde als Sohn von Karl Theodor Naeher und seiner Frau Wilhelmine geboren. Er hatte zwei Schwestern: Helene und Amalie. Eine seiner beiden Schwestern lebte zusammen mit ihrem Mann in Salvador da Bahia in der brasilianischen Provinz Bahia, wo der Schwager eine Zuckerrohrplantage betrieb.
Julius Naeher war verheiratet mit Albertine Naeher (geb. Mathiss) (1835-1871), mit der er drei Kinder hatte:
- Adelheid Naeher
- N.N.
- Friedrich Emil Theobald (Fritz) Naeher, wurde als drittes Kind am 1.6.1866 in Freiburg geboren
Ausbildung
Von 1839 bis 1846 absolvierte ein Ingenieurstudium am Polytechnikum in Karlsruhe. 1844 machte er eine Studienreise zum Brückenbau in Frankreich. Er war von 1847 bis 1857 Ingenieurpraktikant im badischen Staatsdienst. Von 1855 bis 1860 war er Bezirksingenieurpraktikant bei der Großherzoglich-badischen Wasser- und Straßenbaudirektion in Pforzheim, zeitweise bei der Eisenbahn-Inspektion Pforzheim. Danach wurde er versetzt nach Mannheim, Offenburg, Freiburg und Karlsruhe. 1881 wurde er zum Inspektor ernannt. 1884 wurde er pensioniert.
Bauten
- Bau der Bogenbrücke in Dillweißenstein, 1853-1856. Nach dem Vorbild „steinerner Wehrbauten des Mittelalters“[1] schuf Julius Naeher im Jahr 1856 die Bogenbrücke über die Nagold in Weißenstein.[1]
- Bau der beiden rundbogigen Tunnelportale im Stil der Neoromanik des Pforzheimer Tunnels für die Großherzoglich Badische Staatsbahn, 1860. Die Portale wurden geschmückt mit zweifarbiger Natursteinverblendung aus rötlichem und gelblichem Sandstein, gestuften Gewänden, Rundbogenfries und Zinnenkranz in „repräsentativen historistischen Stilformen der Neoromanik“.[2]
- Bau der Auerbrücke im Jahre 1851. Dieses Bauwerk wurde durch das Eisenwerk Benckiser nach Plänen von Julius Naeher konstruiert. Es handelte sich hierbei um eine eiserne Gitterträgerbrücke, die wegen ihrer „neuartigen Technologie in Fachkreisen Aufsehen“[3] erregte. Bis 1880 wurde in einem Zollhaus auf der Brücke ein „Brückengeld“[3] erhoben. Die „Gitterbrücke am Lindenplatz“[1] war eine „reine Ingenieurkonstruktion“.[1]
- Bau des Ispringer Tunnels in Pforzheim.
Veröffentlichungen
- Römischer Gutshof „Kanzler“ im Kanzlerwald (Villa Rustica). In : Die Stadt Pforzheim und ihre Umgebung, 1884, S. 34ff.[4] Die Villa wurde 1832 entdeckt und durch die Publikationen von Julius Naeher in den 1880er Jahren als archäologisches Denkmal überregional bekannt gemacht.
- Schloß und Stadt Pforzheim vor der Zerstörung 1688, 1895.
- Streifzüge in der brasilianischen Provinz Bahia, 1881: Ansichten der besuchten Plantage, Porträts von Plantagenarbeitern, Impressionen von der Schiffsreise sowie Straßenzüge von (Salvador da) Bahia, sowie für Naeher damals unbekannte Früchte.
Denkmalpfleger
Zudem war er autodidaktischer Archäologe und Burgenforscher, überregional bekannt geworden als Autor mehrer Bücher zur Burgenkunde in Südwestdeutschland. Daher wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Geografischen Gesellschaft ernannt. Die Rettung der mittelalterlichen Ruine der Burg Rabeneck im Dorf Weißenstein ist dem Burgenforscher und Buchautor Julius Naeher zu verdanken.[5] Die Nutzung der Burgruine als Steinbruch wurde 1855 gestoppt, als der badische Staat die Reste erwarb. Das geschah auf Initiative des Ingenieurs Julius Naeher, der sich sehr stark denkmalschützerisch engagierte.
Straße
Nach ihm ist in Pforzheim die Julius-Naeher-Straße im Rodgebiet benannt.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Naeher, Julius . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 80-82, hier S. 81.
- ↑ Pforzheimer Tunnel . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 571.
- ↑ 3,0 3,1 Auerbrückenstein . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 283.
- ↑ Römischer Gutshof „Kanzler“ im Kanzlerwald (Villa Rustica) . In: Christoph Timm:Pforzheim. Kulturdenkmale in den Ortsteilen Pforzheim 2006, S. 448.
- ↑ Frühe regionale Denkmalinitiativen . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 80.
Literatur
- Julius Naeher rekonstruierte das Bild des Schlosses . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 245
- Naeher, Julius . In: Christoph Timm:Pforzheim. Kulturdenkmale in den Ortsteilen Pforzheim 2006, S. 342 bis S. 376: Baumeister und Bildhauer. Kleines Who-is-Who der baubeteiligten Künstler, hier S. 365.
- Naeher, Julius . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 13, 45, 80-82, 164, 245, 276, 283, 429, 448, 571.
- Oskar Trost: Der Kupferhammer bei Pforzheim. 1962, Stadtarchiv Pforzheim, N 47, Nr. 34.
- Hermann Ernst Maier: Julius Naeher, ein Pionier praktischer Heimatkunde. In: Die Pyramide 25 (1936), Heft 29, 19. Juli 1936, Seite 113ff.
- Friedmar Voormann: Julius Naeher - Eine gescheiterte Ingenieurlaufbahn, S. 107-140. In: Christian Groh: Neue Beiträge zur Pforzheimer Stadtgeschichte. Band 4 . Verlag Regionalkultur, Pforzheim.
- Naeher (Familie). In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 428, 429.
Weblinks
- Wikipedia zum Thema „Julius Naeher”
- Pforzheimer Archivbestände in Berlin ausgestellt. Julius Naehers Bilder in der Brasilianischen Botschaft präsentiert
- Blätterstrauß und Gedicht von Julius Naeher
- Weihnachtsgaben im 19. Jahrhundert
- Sammelmappe über die Kindheit von Fritz Naeher, dem Sohn von Julius Naeher
- Literatur über Julius Naeher in der Landesbibliographie Baden-Württemberg