Ranzin

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Ranzin ist ein Ortsteil der Gemeinde Züssow des Amtes Züssow im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern.[1]

Dorfplatz – Kirche, Kirchhof und alte Höfe
Bronzezeitliches Hügelgrab Dachsberg
Schafstall 1867 – jetzt Kuhstall

Ranzin wurde erstmals als Villa „Randensyn“ im Jahre 1228 urkundlich erwähnt. Die Erwähnung erfolgte in einer Urkunde über einen Gebietstausch zwischen dem Pommernherzog Barnim I. und dem Domkapitel Lübeck. Ranzin ist aber eine slawische Gründung, der Name bedeutet so viel wie ‚Wunde‘, weshalb ist fraglich.[2]

Der Ort ist zwar archäologisch schon vorher nachweisbar (bronzezeitliches Hügelgrab), aber die hauptsächliche Besiedlung erfolgte zur slawischen Zeit, wie nordöstlich einige archäologische Fundgebiete zeigen.

Seit dem Jahre 1249 ist die Existenz einer Kirche belegt. Nachweislich mindestens seit 1315 – Grabstein des Michel Horn aus diesem Jahr in der Kirche – ist Ranzin der Stammsitz des alten pommerschen Adelsgeschlechtes (von) Horn, welches hier in dreizehn Generationen[3] bis 1845 ansässig war. Das Horn´sche Gut Ranzin war von Anfang an direkt mit Oldenburg verbunden. Matthias Magnus von Horn musste dann 1751 die Güter verkaufen, weil sie finanziell nicht zu halten waren. Nach kurzzeitiger Verpachtung gelang dann der Verkauf an Amtmann P. A. Heydemann aus Mecklenburg. Nach langjährigen Prozessen bis zum Wismarer Tribunal konnte ein Sohn des letzten Besitzers mit Namen Bengt Gustav von Horn 1782 eine Rückabwicklung des Verkaufs erreichen.

Christian Leopold von Horn verkaufte 1845 die Güter Ranzin und Oldenburg nach erneuter Insolvenz an den Wolgaster Reeder und Getreidegroßhändler Commerzienrat August Wilhelm Homeyer. Dieser legte 1848 ein nach ihm benanntes Vorwerk Wilhelmshöh an, ließ das Gutshaus (Schloss) Ranzin nach Entwurf des Architekten Richard Lucae, sowie viele Wirtschaftsgebäude neu errichten. Er und später sein Sohn Friedrich bauten das Gut Ranzin zu einem Musterunternehmen aus. 1865[4] wurde dieser Zweig der Familie von Homeyer geadelt.

Ranzin wies 1865 konkret 251 Einwohner, 1 Kirche, 1 Schule, 19 Wohnhäuser, 5 Fabrikgebäude (darunter 1 Mühle, 1 Brennerei) und 22 Wirtschaftsgebäude nach.

Das Dorf wuchs entsprechend und wurde 1874 Sitz des Amtsbezirkes, zu dem die Dörfer Oldenburg, Wilhelmshöh, Gribow, Glödenhof, Lüssow, Radlow, Züssow, Krebsow, Thurow und Nepzin gehörten. Erst 1935 musste Ranzin zugunsten von Züssow den Amtsbezirkssitz abgeben.

Die Homeyers, vertreten durch Margarete, verheiratet mit Oberstleutnant Albrecht von Kameke, blieben noch indirekt im Besitz bis 1936/1937.[5] Dann kam das Gut über die Erbschaftslinie an die Familie des Sohnes Karz von Kameke. Er war der letzte Besitzer des 766 ha großen Gutes, teils verpachtet an Hauptmann a. D. Werne Runge. Dieser verwaltete gleich mehrere Güter im Landkreis Greifswald.[6] Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche Männer aus der Sowjetunion im Ort Zwangsarbeit verrichten. Vier von ihnen starben in dieser Zeit (1941–1942).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gut Ranzin enteignet, aber nicht in der Bodenreform aufgesiedelt, weil Saatzuchtbetriebe von der Bodenreform ausgenommen wurden. Am 26. September 1945 wurde das Landesgut Ranzin gegründet, welches als VEG (Saatzucht) und VEG (Tierzucht) bis zur Wende existierte. Das Schloss wurde Internat der Berufsausbildung im Gut. Nach 1990 wurde das Gut in den beiden Betriebsteilen privatisiert. 1991 pachtete die Saka-Ragis Pflanzenzucht GbR Hamburg das Gut und die Saatzuchtstation.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2005 gab die Gemeinde Ranzin ihre Eigenständigkeit auf und ist seitdem Ortsteil der Gemeinde Züssow.[7] Im März 2005 hatte Ranzin 229 Einwohner. 2009 verzeichnete Ranzin nur noch 200 Einwohner.

Ranzin hatte am 31. Dezember 2014 konkret 184 Einwohner mit Hauptwohnung und 20 mit Nebenwohnung.[8]

Sehenswürdigkeiten

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Gutshaus Ranzin – Parkseite
Brennerei – jetzt Wohnhaus
  • Kirche Ranzin mit
    • Drei Grabplatten der Familie von Horn von 1315, 1357 und 1407. Sie zählen zu den ältesten erhaltenen Grabmalen in Vorpommern
    • Freigelegten Resten von Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert
  • Fachwerkhaus vor der Kirche; ältestes Haus des Dorfes (wahrscheinlich Ende des 15. Jahrhunderts)
  • Küsterhaus von 1856
  • Brennerei, genannt Villa Granito; Fabrikgebäude als hoher Feldsteinbau von vor 1890, errichtet für den Gutsbesitzer Friedrich von Homeyer
  • Ehemaliger Schafstall; Feldsteinbau mit Backsteinelementen; mit einem Rundbogen und Stufengiebel, der über das Flachdach hinausragt. Am Giebel des jetzigen Kuhstalls sind die Terrakotta-Medaillons mit Widderköpfen erhalten. Für Friedrich von Homeyer 1867 nach Plänen von Eduard Knoblauch (Berlin) erbaut.
  • Gutshaus Ranzin von 1877, Nachfolgebau des 1875 abgebrannten Herrenhauses. Das Gebäude wurde bis 2017 als Hotel genutzt.
  • Turmhügel Ranzin

Ranzin ist über die Kreisstraße 15 zu erreichen, welche von der B 111 (zwischen Gribow und Thurow) und der B 109 bei Klein Bünzow verläuft.

Persönlichkeiten

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  • Magnus Friedrich von Horn (* 1640 in Ranzin; † 1712 in Geldern), königlich preußischer Generalleutnant und Gouverneur von Geldern
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen, IV. Teils Band II, W. Dietze, Anklam 1868 S. 504 ff. und 600 ff.
  • Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6.

Einzelnachweise

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  1. Hauptsatzung der Gemeinde Züssow. 19. August 2019, § 8 Ortsteile / Ortsteilvertretung, S. 5 (amt-zuessow.de [PDF; 162 kB; abgerufen am 16. Februar 2022]).
  2. Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6, S. 110
  3. Carl Gesterding: Die Familie von Horn. In: Genealogien und beziehungsweise Familienstiftungen Pommerscher, besonders ritterschaftlicher Familien. Erste Sammlung. V. G. Reimer, Berlin 1842, S. 93–124 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1913. In: "Der Gotha" - Hofkalender. Siebenter Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. H, Homeyer. Justus Perthes, Gotha November 1912, S. 366 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  5. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert) 1965. In: Ausschuss f. adelsrechtl. Fragen d. dt. Adelsverbände/ Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels. Band VII, Nr. 34. C. A. Starke, 1965, ISSN 0435-2408, S. 161–162 (d-nb.info [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  6. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Reprint Klaus. - D. Becker Potsdam. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 73 (google.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005
  8. Amt Züssow, Einwohner des Amtsbereiches Züssow, Stand: 31. Dezember 2014

Koordinaten: 53° 57′ N, 13° 32′ O